Heute verlassen wir Gruissan in südlicher Richtung. Wie immer bin ich dafür, die Autobahn zu meiden und dadurch auch die kleinen Sehenswürdigkeiten zu entdecken.
Nehmen Sie hinter Narbonne die N9 Richtung Perpignan. Bis Collioure sind es gute 100 Km. Es wäre ein Frevel, keinen Zwischenstopp einzulegen. Von den diversen möglichen Vorschlägen, habe ich mich für das Cap Leucate entschieden. Rund 30 Km hinter Narbonne verlassen Sie die N9 in Richtung Cap Leucate (D627) und in wenigen Minuten sind Sie bei den Parkplätzen am Cap.
Sie haben die einzige Steilküste des Languedoc- Roussillion erreicht. Bei einer Höhe zwischen 40 und 60 Metern eröffnen sich Ihnen spektakuläre Ausblicke über leuchtende Felsen hinunter zum grün und blau gefärbten Meer.
Hier oben gibt es bequeme Wandermöglichkeiten am Rand der Steilküste entlang. Manchmal wird es vielleicht etwas schwindelerregend, aber insgesamt sind die Wege für jeden gut geeignet.
Außerdem finden Sie einen sehenswerten Leuchtturm und die Semaphore de Leucate, die Seeverkehrsleitstelle der französischen Marine.
Gehen Sie auch mal weg von der Küstenlinie. Hier können Sie in eine immergrüne Macchievegetation eintauchen, die je nach Jahreszeit einiges zu bieten hat. Als Beispiele nenne ich hier: Zwergiris, Narzissen, verschiedene Orchideen und die wilde Pistazie.
Port LeucateUnd jetzt noch der Tipp für diejenigen, die besonders gut zu Fuß unterwegs sind. An einigen Stellen kann man relativ komfortabel zum Meer hinuntersteigen und an der Steilwand entlanggehen. Strapazierfähige Schuhe sind hier Pflicht. Das kann anstrengend werden. Als Belohnung winken einmalige Ausblicke, klares Wasser und leere Buchten.
Wie Sie danach weiter nach Collioure fahren, können Sie sich selber aussuchen. Vielleicht zwischen Meer und Etang? Wenn Sie nicht Perpignan besuchen wollen -das wäre für einen Tag auch etwas viel-, versuchen Sie dem dortigen Stadtverkehr auszuweichen und bleiben möglichst an der Küste (D81).
Die Gegend wird jetzt langsam bergig. Hinter diesen Ausläufern der Pyrenäen liegt wenige Kilometer entfernt Spanien.
Sie fahren weiter an der Steinküste der Côte Vermeille entlang und erreichen in kurzer Zeit das katalanisch geprägte Hafenstädtchen Collioure.
Collioure hat ca. 3000 Einwohner und wurde im Jahre 673 erstmals urkundlich erwähnt.
Eigentlich muss ich jetzt gar nicht mehr viel erklären. Die Farben, das Meer, die Felsenküste (bei hohen Wellen besonders sehenswert), die kleinen Häfen, die bunten Häuser, die Wehrkirche Notre Dame (ehemals ein Leuchtturm), die Festungen in (Chateau Royal) und über der Stadt (Fort Elne). Dieses Ensemble wird Sie die nächsten Stunden gefangen nehmen.
Alles kann besichtigt werden, alles ist lohnend.
Die Schönheit dieses Ortes und der Landschaft wirkte auch auf Künstler anziehend. Anfang des 20. Jahrhunderts kamen die ersten hierher. Die Farbenpracht des katalanischen Mittelmeeres inspirierte sie. Hier entstand einer der Schwerpunkte des Fauvismus, der sich besonders durch leuchtende Farben auszeichnet. Bekannte Vertreter dieser Stilrichtung sind z. B. Matisse und Derain.
Später folgten u. a. Georges Braques, Albert Marquet, Pablo Picasso, Raoul Dufy und Dali.
Collioure hat einen gekennzeichneten Weg (Chemin du Fauvisme) mit 20 Stationen eingerichtet, der zu den Orten führt, an denen bekannte Gemälde entstanden. Sehr empfehlenswert.
Sollte die Kraft reichen, müssen Sie unbedingt hoch zum Fort Elme. Es ist hoch über Collioure gelegen, nicht zu übersehen. Die Aussicht ist unglaublich.
Natürlich ist jetzt eine Pause Pflicht, was die Gelegenheit eröffnet, sich mit den hiesigen Spezialitäten zu beschäftigen.
Die Küche ist katalanisch geprägt. Besonders bekannt sind Anchovis nach Collioure-Art. Die Herstellung dieser Spezialität wird hier noch von den Familien Roque und Desclaux gepflegt. Eine Besichtigung der Produktion mit Verkostung ist möglich. Informieren Sie sich beim Office de Tourisme.
Oder Sie setzen sich in ein Restaurant z. B. am kleinen Strand vor der Kirche Notre Dame. Sie werden nicht enttäuscht sein. Neben den Anchovis gibt es hier diverse Tapas, gegrillten Fisch, Lamm, gegrillte Schnecken, Crema Katalana und vieles mehr. Das alles oft auf katalanische Art.
Selbstverständlich darf auch der Wein nicht fehlen. Um Collioure werden sehr schmackhafte AOC Weine produziert.
Eine Besonderheit ist, dass Collioure zur Weinregion Banyuls gehört. Hier wird der Likörwein Banyuls produziert, der als VDN, also als Vin Doux Naturel zertifiziert ist, und den es nur hier gibt.
Jetzt sollte ein Verdauungsspaziergang folgen. Gehen Sie von der Kirche Notre Dame aus hinauf in die belebten Gassen des Quartier du Mourè. Das Angebot ist sehr vielfältig. Schöne alte Häuser, Blumenschmuck, Nippes und echte Kunst. Collioure verfügt über ca. 30 Galerien.
Sollte die Zeit noch reichen und Ihre Neugier noch nicht befriedigt sein, lohnt ein Besuch des Hotels und Restaurants Des Templiers. Viele der schon genannten Künstler haben sich hier getroffen. Lassen Sie sich vom außergewöhnlichen Flair dieses Hauses mit den vielen Gemälden überraschen.
Wenn Sie bei Ihren Ausflügen gern einen Markt besuchen, so sind Sie am Mittwoch und Sonntag Vormittag in der Nähe des Chateau Royal richtig.
Natürlich gibt es auch in Collioure besondere kulturelle Veranstaltungen. Diese finden Sie unter www.collioure.com/de.
Ich wünsche Ihnen einen besonders schönen Ausflugstag.